Cirella Kalabriens vergessene Perle am Tyrrhenischen Meer
Wir erreichen Cirella am späten Nachmittag. Die Sonne steht tief, das Licht goldet das Meer, und ein leiser Wind streicht durch die Zypressen. Es ist ruhig hier – fast zu ruhig. Kein Touristenrummel, keine Busse, keine Selfie-Sticks. Nur das sanfte Rauschen der Wellen und ein Gefühl: Hier ist Zeit.
Hinter uns, oben auf dem Hügel, thronen die Ruinen des alten Cirella. Zerbrochene Mauern, vom Efeu umschlungen, erzählen Geschichten aus Jahrhunderten. Wir steigen hinauf. Jeder Schritt knirscht auf dem alten Pflaster, und man spürt fast, wie sich die Vergangenheit nähert. Im 9. Jahrhundert gegründet, später von Piraten zerstört – was bleibt, ist ein magischer Ort zwischen Stein, Wind und Erinnerung.
Von hier oben sehen wir sie – die Isola di Cirella. Eine kleine, unbewohnte Insel, nur ein paar hundert Meter vor der Küste. Das Licht bricht sich auf dem Wasser, und ein paar Möwen ziehen ihre Bahnen. Wir leihen uns ein Kajak, paddeln hinaus. Die Welt wird still. Mit etwas Glück tauchen sogar Delfine auf, neugierig und frei.
Zurück an Land wartet das, was Kalabrien so besonders macht: Einfachheit. Herzlichkeit. Und eine Küche, die nach Sonne schmeckt. Wir probieren Cedro – eine uralte Zitrusfrucht, größer als eine Zitrone, mit einem feinen, milden Aroma. Daraus wird Cedro-Limonade gemacht, leicht herb und unglaublich erfrischend. Perfekt für den Moment.
Wir schlafen direkt am Meer, im Wohnmobil. Die Fenster offen, das Meeresrauschen als einziges Geräusch. Es gibt keinen besseren Ort, um sich klein – und gleichzeitig unendlich lebendig – zu fühlen.
Cirella ist kein Ort, der sich aufdrängt. Er flüstert. Und wer zuhört, nimmt mehr mit nach Hause als nur Fotos. Cirella ist einer dieser stillen Flecken auf der Landkarte, die man fast übersieht – und dann nie mehr vergisst.
















